Der neue Provinzenz-Weg
„Schritt für Schritt zu mehr Teilhabe“
Ende März 2015 gab die Salzburger Landesregierung grünes Licht für die dringend notwendigen Umbau-, Ausbau- und Sanierungsarbeiten von Provinzenz Schernberg. Ausschlaggebend dafür war ein neues Konzept, das insgesamt vier Standorte für Wohngemeinschaftsmodelle vorsieht und das in Zusammenarbeit mit Experten, Behörden sowie unter Einbindung der Klient*innen erstellt wurde. Dabei wurde vor allem dem Wunsch der Landesregierung nach mehr Selbstbestimmtheit, kleineren Wohneinheiten und einem bedarfsorientierten Angebot für die Klient*innen Rechnung getragen. Nach erfolgter Umsetzung werden die innovativen Wohngemeinschaftshäuser, die barrierefrei und behindertengerecht ausgerichtet sein werden, die täglichen Abläufe der Klient*innen um vieles erleichtern und die Privatsphäre wesentlich verbessern. Alles wichtige Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben. 167 Menschen mit mehrfachen Beeinträchtigungen und einem erhöhten Assistenzbedarf werden derzeit in Provinzenz Schernberg von 183 Mitarbeiter*innen professionell betreut. Nachdem in den vergangenen Wochen die Bauvorbereitungen auf Hochtouren liefen, kann nun mit den Arbeiten gestartet werden.
Zwei neue Wohnhäuser bieten zehn Wohngemeinschaften Platz
Am Standort Schernberg werden zwei neue dreigeschossige Wohnhäuser errichtet, die für insgesamt zehn Wohngemeinschaften für je acht Personen Platz bieten werden. Im Zentrum jeder Wohngruppe befindet sich ein großzügiger Koch-, Ess- und Wohnraum (ca. 66 m²) mit Terrasse. Für jeden/jede Klient*in steht ein persönliches Zimmer mit eigenem Bad zur Verfügung. Die Zimmergrößen variieren zwischen 22 und 24 Quadratmetern. Die neue Wohnform verbindet persönliches Wohnen optimal mit der Möglichkeit für Begegnungen in den Gemeinschaftsräumen. In einem sanierten Gebäudeteil werden künftig ein Kommunikationsraum und Räumlichkeiten für die Fachdienste im Bereich der Psychologie, Pädagogik, sozialen Arbeit und Seelsorge untergebracht sein. Im Schloss werden Erdgeschoss und Obergeschoss für ein neues Tageszentrum generalsaniert.
Optimale Wohn- und Lebensbedingungen werden geschaffen
Das gesamte Projekt wird nach den Plänen des Architekturbüros Gärtner & Neururer ZT aus Vöcklabruck umgesetzt, das bei einem Architekturwettbewerb als Sieger hervor ging. "Die Räume für die einzelnen Wohngruppen wurden besonders gelungen sowie hell und freundlich geplant. Der Koch- und Essbereich ist sehr geschickt vom Wohnraum getrennt und bietet optimale Wohn- und Lebensbedingungen für die Klient*innen", ist Provinzenz-Geschäftsführer Jürgen Rettensteiner überzeugt. Hinsichtlich Umweltfreundlichkeit wird auf ein ökologisches und kostengünstiges Energiesystem geachtet. Eine Photovoltaikanlage unterstützt die Energieversorgung der beiden Häuser. Das Bauvolumen beläuft sich auf rund 18 Millionen Euro. Davon werden rund 8,2 Millionen Euro aus dem Salzburger Wohnbaufonds und der Rest aus Subventionen des Landes und Mitteln aus dem Gemeindeausgleichsfonds sowie dem Städtebund finanziert. Mit den Bauarbeiten werden überwiegend heimische Firmen beauftragt werden.
Betrieb bleibt während der Bauphasen aufrecht
Da die Bau- und Renovierungsarbeiten Schritt für Schritt umgesetzt werden, kann der Betrieb von Provinzenz Schernberg auch während der Bauphase aufrechterhalten bleiben. Die neuen Hausgemeinschaften stehen je nach Fertigstellung den Klient*innen zur Verfügung. Die individuellen Wünsche jedes Einzelnen stehen im Vordergrund. Die Fertigstellung des ersten Wohngemeinschaftshauses ist für Dezember 2016 und die des zweiten für Juni 2018 geplant. Alle Sanierungsarbeiten sollen bis 2018 abgeschlossen sein.
Aufgrund der zusätzlichen neuen drei Standorte in Liefering (Stadt Salzburg), Mitterberghütten und Schwarzach wird sich die Zahl der Klient*innen von Provinzenz Schernberg auf achtzig Personen reduzieren. „Wie eine umfangreiche Peer- Befragung im vergangenen Jahr ergeben hat, fühlen sich rund 70 Prozent der Klient*innen bei uns sehr wohl und haben hier in Provinzenz-Schernberg eine Heimat gefunden. Dennoch dreht sich das Rad der Zeit weiter und geht eindeutig in Richtung kleinerer Einheiten und individuellerer Assistenzstrukturen. Das ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Inklusion, bei der auch die Integration in die gesellschaftliche Gemeinschaft eine sehr wichtige Rolle spielt“, betont Provinzenz-Geschäftsführer Jürgen Rettensteiner und ergänzt: „Deshalb haben wir auch die zusätzlichen Standorte in Abstimmung mit unseren Klient*innen ausgewählt, die dort ein optimales, neues Zuhause finden werden.“
Drei weitere Provinzenz-Standorte in zentralen Lagen
Die Bauarbeiten bei Provinzenz Liefering, wo fünf Wohngruppen mit sechs bis neun Klient*innen und ein Tageszentrum entstehen werden, liegen im Plan. Die Wohnungen und das Tageszentrum werden bereits im März 2016 bezugsfertig sein.
Bei Provinzenz Mitterberghütten laufen derzeit die Planungs- und Umsetzungsarbeiten. Bis Jänner 2017 soll dort ein Haus mit Wohnungen für vier Wohngemeinschaften à fünf Personen und der dafür notwendigen Assistenzstruktur entstehen.
Bezüglich des vierten Standorts laufen derzeit Planungsgespräche für Provinzenz Schwarzach. Dort könnte im Marktzentrum ein weiteres Wohnhaus für vier Wohngemeinschaften à fünf Personen inklusive Assistenzstruktur realisiert werden. Bei einer positiven Entwicklung ist ein zeitnaher Baubeginn vorstellbar. Mit der Fertigstellung könnte dann im Frühjahr 2017 gerechnet werden.
Statement von Sozial-Landesrat Dr. Heinrich Schellhorn:
Ein Stück weiter auf einem langen Weg
„Auf die im Lauf der Jahre unzumutbar gewordene bauliche Situation in der Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung in Schernberg (Schwarzach) hatte schon die vergangene Landesregierung mit einem einstimmigen Beschluss für eine große bauliche Sanierung reagiert. Ich habe als Soziallandesrat diesen Beschluss gemeinsam mit Provinzenz und der Sozialabteilung des Landes noch einmal aufgeschnürt. Gemeinsam wurde ein modifiziertes Konzept im Sinne von mehr Dezentralisierung, Selbstbestimmung und Inklusion erarbeitet.
Das neue Konzept sieht Wohneinheiten in der Stadt Salzburg (Lexengasse für 36 Menschen), in Bischofshofen/Mitterberghütten (20 Menschen) und Schwarzach/Zentrum (20 Menschen) vor. In Schernberg am gegenwärtigen Standort entstehen 10 neu errichtete Wohngemeinschaften für insgesamt 80 Bewohner*innen. Bisher waren es an diesem einen Standort rund 165 Personen. Wir konnten neue Wege gehen. Zum Beispiel wurden erstmals die Betroffenen selbst in Form einer so genannten „Peer Befragung“ mit einbezogen. Menschen mit Behinderungen befragten die Bewohner*innen von Schernberg nach ihren Wohnwünschen. Unsere Ziele sind Selbstbestimmung und Teilhabe an der Gesellschaft. Mit dem neuen Konzept und den neuen Wegen kommen wir diesem Ziel ein Stück näher.“
Neuausrichtung ohne Zeitverlust
„Mit dem Regierungsbeschluss über insgesamt 18,2 Millionen Euro vom 25. März dieses Jahres ist der Baubeginn in Schernberg endgültig ermöglicht worden. Die gesamte inhaltliche Neuausrichtung ist ohne Zeitverlust umgesetzt worden. Der heutige Spatenstich erfüllt mich mit Freude und Dankbarkeit. Viele haben Engagement und Offenheit eingebracht. Das waren unter anderen Mitarbeiter*innen aus der Sozialabteilung, der Wohnbauförderung und dem Immobilienmanagement des Landes, die Regierungskolleg*innen, insbesondere der für die Wohnbauförderung verantwortliche Landesrat Hans Mayr, die Kongregation der Barmherzigen Schwestern, der Geschäftsführer der Provinzenz GmbH Jürgen Rettensteiner, die Mitarbeiter*innen in Schernberg und viele andere mehr. Ohne dieses umfassende Engagement wäre es nicht gegangen. Herzlichen Dank dafür.“
Statement von Wohnbau-Landesrat Hans Mayr:
„Bereits als Bürgermeister von Goldegg habe ich dieses Projekt massiv unterstützt. Ich gratuliere dem Geschäftsführer Jürgen Rettensteiner sowie der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz v. Paul zu ihrem Mut und ihrer Hartnäckigkeit, dieses Vorhaben voranzutreiben und zu einem guten Ergebnis zu bringen. Besonders freut es mich, dass ich jetzt als ressortzuständiger Wohnbaulandesrat die Entwicklung von Provinzenz maßgeblich positiv beeinflussen kann, indem ich aus Fördergeldern des Wohnbaus voraussichtlich rund acht Millionen Euro zur Verfügung stellen kann.“
Statement von ÖVP-Klubobfrau und Gesundheits- und Sozialsprecherin Daniela Gutschi
„Provinzenz Schernberg ist seit vielen Jahren eine bewährte und geschätzte Einrichtung für Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Ich freue mich, dass mit den dringend notwendigen Sanierungen bzw. teilweise Neubauten begonnen werden kann und im Zuge dieser baulichen Arbeiten auch ein adaptiertes, inhaltliches Konzept umgesetzt wird. Ich begrüße es sehr, dass neben dem hervorragend betreuten Standort in Schernberg künftig ein Teil der Bewohner*innen in den Gemeinden und damit sozusagen im noch engeren Kontakt mit der Bevölkerung leben wird. Das kommt dem Ansatz der Inklusion sehr entgegen, verbreitert das Betreuungsangebot und wird noch stärker dazu beitragen, das Miteinander von Behinderten und nichtbehinderten Mensch zu stärken. Bei all den Überlegungen stehen die Bedürfnisse der Bewohner im Mittelpunkt.
Nach den bedauerlichen Verzögerungen in der Vergangenheit gibt es jetzt endlich ´grünes Licht´ für eine gute Zukunft der Behindertenbetreuung auf Schloss Schernberg und in den dislozierten Standorten, von der nicht nur der Pongau, sondern das ganze Land profitieren wird. Das haben sich nicht nur die Bewohner*innen, sondern auch die bestens ausgebildeten und engagierten Mitarbeiter*innen verdient, die bisher mit großem Einsatz unter oft schwierigen baulichen Bedingungen das Beste gegeben haben. Ihnen und der Geschäftsführung gilt an dieser Stelle mein Dank für ihren großartigen Einsatz.“
Statement von Bürgermeister Andreas Haitzer (Gemeinde Schwarzach):
„Das lange Warten und die Unsicherheit über die Zukunft Schernbergs hat ein Ende. Nach mehr als zehn Jahren intensivster Arbeit und mehreren Rückschlägen ist es nun endlich soweit. Der Neubau und die Sanierung von Schernberg als Wohnanlage für Menschen mit mehrfacher Beeinträchtigung beginnt. Die mehr als unzumutbare Infrastruktur in der Wohnanlage gehört bald der Vergangenheit an. Für jeden/jede Bewohner*in wird es künftig „eigene vier Wände“ geben. Rückzugsmöglichkeit und damit verbundenes eigenständiges Wohnen werden dabei bestens unterstützt. Als Heimatgemeinde freuen wir uns über den Startschuss und dass für unsere Gemeindebürger in Schernberg eine Wohn- und Arbeitsmöglichkeit nach neuesten Standards geschaffen wird.“