23. 02. 2017

Wohnen mit Vinzenz

Vor wenigen Monaten standen im Provinzenz-Haus  noch  Umziehkartons, der Geruch von frischer Farbe und Aufregung lag in der Luft. Heute riecht es nach frischgebackenen Kuchen und die Dinge aus den Umziehkartons  haben längst ihre fixen Plätze zugeteilt bekommen. Im März 2016 zogen 36 Menschen mit Behinderungen vom Provinzenz-Standort in Schernberg in Schwarzach im Pongau, in die "Stadt", ins Provinzenz-Wohnhaus im Salzburger Stadtteil Liefering. Landesrat Heinrich Schellhorn hat sie dort kürzlich besucht, um zu fragen: „Wie geht’s den Menschen mit Behinderungen in der Lexengasse heute – nach ihrem großen Tapetenwechsel?“

Umzug ins neue Leben

Für einige unter ihnen war dieser Umzug ein besonders großer Schritt. Wie für die 65jährige  Helene Radanac, die 47 Jahre Schernberg hinter sich ließ, um ihr neues Leben in der Stadt zu beginnen.  Oder die Marie-Luise Grabner (47), die 19 Jahre dort gelebt hatte. Nachdem der Provinzenz-Standort in Schernberg, den damals 167 Personen bewohnten, dringend saniert werden musste, wurde auch das inhaltliche Konzept überarbeitet. Es beinhaltet Dezentralisierung, Selbstbestimmung und Inklusion mit kleineren Wohneinheiten. Schernberg wurde verkleinert, und drei weitere Wohneinheiten in Stadt Salzburg und Umgebung gebaut. Neben dem Standort Lexengasse (für 36 Menschen), werden demnächst weitere Wohngemeinschaften in Bischofshofen-Mitterberghütten (20 Menschen) und im Zentrum von Schwarzach (20 Menschen) bezugsfertig.

"Nach einer entsprechenden Bewohnerinnen- und Bewohner-Befragung haben sich viele explizit für ein Leben in der Stadt Salzburg ausgesprochen. Es freut mich besonders, dass sowohl ein Kindergarten wie auch eine neu errichtete Wohnanlage die Nachbarschaft für das Provinzenz-Wohnhaus bilden. Selbstbestimmung und Teilhabe an der Gesellschaft sind ein großes Ziel des Landes in der Betreuung von Menschen mit Behinderungen", betont Landesrat Schellhorn. "Mit dem neuen Konzept kommen wir dem Ziel der Inklusion ein Stück näher. Das bedeutet: mitten in der Gesellschaft sein, die Möglichkeit haben, daran teilnehmen zu können bzw. ein Teil davon zu sein.“

 

Miteinander, nicht nebeneinander

Besonders im Stadtteil Liefering mit seinem dorfähnlichen Charakter und gleichzeitiger Zentrumsnähe gefällt es den Bewohnerinnen und Bewohnern besonders gut. Der nahgelegene Europark ist für die Bewohnerinnen und Bewohner ein beliebtes Ziel. „Wir spazieren gern dorthin und machen gerne mit der S-Bahn Ausflüge“, sagt Marie-Luise Grabner. Vor kurzem stand ein Ausflug in die alte Heimat Schernberg am Programm. Was sie noch so erlebt haben in ihren ersten Monaten in der „Stadt“? Mitbewohnerin Helene Radanac erzählt begeistert, dass sie den Nikolaus am Weg durch die Nachbarschaft begleiten und den goldenen Stab halten durfte. Auch bei Festen im Stadtteil wie Jubiläumsfeiern oder Feste im Jahreskreis sind die Bewohner und Bewohnerinnen aktiv dabei. Landesrat Schellhorn ist beeindruckt davon, wie gut das nachbarschaftliche Miteinander funktioniert. „Schon beim Eröffnungsfest von Provinzenz Lexengasse haben Kinder aus dem angrenzenden Kindergarten für ihre neuen Nachbarn gesungen und Theater gespielt. Beim Adventmarkt der Werkstätte des Pro Vinzenz-Tageszentrums kam die Nachbarschaft zusammen. Hier wird ein Miteinander gelebt, kein nebeneinander. Die Kinder lernen schon von klein an Toleranz, die Mitbewohnerinnen und Mitbewohner von Provinzenz erleben Gemeinschaft. Die Wohnanlage Lexengasse ist ein gelungenes Beispiel für gelebte Inklusion.“

 

„Mit dem Kindergarten hat das Provinzenz-Wohnhaus eine Kooperation geschlossen, Jahres-Feste wie das Martinsfest werden gemeinsam vorbereitet und gefeiert und an Motto-Tagen erzählen sich Kinder und Provinzenz-BewohnerInnen gegenseitig  etwas aus ihrem Leben, etwa wie sie wohnen oder wie es ist, in einem Rollstuhl zu sitzen“, sagt Werner Huttegger, Hausleiter Provinzenz Liefering. „Unsere Klientinnen und Klienten haben sich hier sehr gut eingelebt und schnell neue Freunde und Aufgaben gefunden. Kuchen backen, Kochen und Hausdekorieren stehen bei den einen auf der to-do-Liste, bei den anderen Rasen mähen, Schneeschaufeln helfen oder Kontrollgänge im Haus machen. „Unsere KlientInnen sind in eine Hauswirtschaftsgruppe und eine Haustechnikgruppe unterteilt, die kleinere Aufgaben erledigen.“

 

Ein neuer Mitbewohner

33 Provinzenz-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich rund um die Uhr um die Betreuung der Besucher des Tageszentrums und der Bewohner. Das Provinzenz-Haus ist in drei Wohngruppen mit sechs und zwei Wohngruppen mit jeweils neun Bewohnerinnen und Bewohner aufgeteilt. Jeder Stock kocht gemeinsam. „Der 2. Stock kocht am liebsten italienisch. Sie machen oft Pizza“, erzählt Natascha Renzl (50). „Wir haben jetzt sogar ein Haustier“. Er ist ihnen zugelaufen - ein  Hase. Sie haben ihn sofort aufgenommen und ins Herz geschlossen. Bei der Namensgebung waren sich alle sofort einig:  Vinzenz.

 

Ein Beitrag von Mag. Johanna Jenner

Im Titelbild v.l.n.r: Helene Radanac mit Hase Vinzenz, Landesrat Heinrich Schellhorn, Marie Luise Grabner, Natascha Renzl und Werner Huttegger, Hausleiter Provinzenz Liefering; Bildnachweis: die Günen Salzburg


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